Imke, Träume - Tränen - Meistercup

Imke und ihre Mitspielerinnen sind völlig aus dem Hä­uschen. Sie erhalten eine Einladung, beim Meistercup-Turnier mitzuspielen. Die Siegerinnen des Turniers dürfen mit der Frauen­fußball-Nationalmannschaft eine Trainingseinheit ab­solvieren. Während die Mädchen davon träumen, mit ihren Idolen auf dem Trainingsplatz zu stehen, kommt es in und um das Team plötzlich zu Zwischenfällen, die nicht nur die Fahrt zum Meistercup in Gefahr bringen.

Band 2 der Imke-Trilogie - eine Romanserie rund um den Frauen- und Mädchenfußball

 

Leseprobe:

 

Tanja bürstete ihre langen braunen Haare und band sie zu einem Pferdeschwanz zusammen. Imke sah ihr dabei zu. 

»Haben wir es bald?«, fragte sie grinsend. »Das Spiel fängt sonst ohne uns an.«

Dani und Karin lachten. 

»Hannah und ihr Team werden auch ohne uns gewinnen!«, sagte Tanja und kämmte ihre Haare unbekümmert weiter.

»Du bist ein Optimist. Die spielen gegen den Tabellennachbarn aus Achtkirchen. Das wird bestimmt nicht einfach!« Imke sah auf die Uhr. »Okay, einige Minuten haben wir noch Zeit!«

»Das gibt es nicht!«, rief Dani und sah ihre Mitspielerinnen mit großen Augen an. »Ich hatte doch einen Zehneuroschein eingesteckt.« 

Sie zeigte den leeren Geldbeutel. 

»Bist du dir sicher?«, fragte Karin.

»Ja, das weiß ich hundertprozentig. Ich wollte nach dem Spiel im Vereinsheim noch etwas trinken. Was mach ich denn jetzt?« Ratlos sahen sich die Mädchen an. 

»Fehlt sonst noch jemandem Geld?«, fragte Karin.

Die Mädchen, die noch da waren, schauten in ihren Hosentaschen und Geldbörsen nach. 

»Leer«, klagte Tanja.

Auch aus den Portemonnaies von Imke, Sonja, Lydia und den Geschwistern Marie und Mara fehlte das gesamte Geld. 

»Das ist so etwas von fies. Das gibt es doch nicht!« Sonja warf ihre leere Geldbörse durch die Kabine.

»Die Tür war zugesperrt. Es konnte uns niemand beklauen.« Dani kratzte sich am Kopf.

»Das würde bedeuten, dass es jemand von uns war.« Mit offenem Mund sah Karin ihre Mitspielerinnen an. »Das kann doch nicht sein.«

»Wir sollten es Hannah sagen«, meinte Imke.

»Ja, sie muss das wissen. Kommt, wir gehen zum Platz. Die Frauen spielen ja noch nicht.« Tanja verstaute die Haarbürste in der Tasche, und zog die Augenbrauen nach oben. »Geht ihr mit?«

Die Mädchen marschierten zum Hauptplatz.

Die Frauen wärmten sich gerade für das Spiel auf. Norbert stand mit verschränkten Armen am Spielfeldrand und beobachtete seine Spielerinnen. 

»Hannah«, riefen sie ihrer Trainerin zu, die sich mit einigen Mitspielerinnen den Ball zupasste.

Hannah sah sich um. Dann sprach sie kurz mit den anderen und lief zu ihnen.

»Was ist denn mit euch los?«, fragte sie außer Atem.

Im gleichen Moment stieß Norbert zur Gruppe.

»Hannah, du sollst dich aufwärmen. Deine Privatgespräche kannst du später führen.«

Was für ein Blödmann! Imke knirschte mit den Zähnen.

»Es ist aber wichtig«, sagte Karin eingeschüchtert.

»Wichtig sind heute die drei Punkte. Etwas anderes interessiert mich nicht.« 

Hannah schaute Norbert kurz an und wandte sich an ihre Spielerinnen: »Was ist passiert?«

»Du gehst zurück auf den Platz!« Norbert baute sich vor Hannah auf, aber er überragte sie trotzdem nur um wenige Zentimeter.

Hannah schüttelte den Kopf. »Reg dich ab, Norbert. Ich kenne meine Mädels. Sie würden mich niemals vor einem Spiel ansprechen, wenn es nicht um etwas Wichtiges ginge. Ich bin sofort wieder da.«

»Ich bin der Trainer!« Norberts Stimme erhob sich. »Ich werde das nicht durchgehen lassen. Sonst kann ja gleich jeder tun, was er will.«

»Verdammt! Was machst du für ein Theater wegen dieser zwei Minuten?« Eine tiefe Falte grub sich zwischen ihren Augen.

»So, Hannah. Ich habe genug von dir. Du bist draußen! Ersatz! Jetzt hast du Zeit zum Reden.«

Norbert drehte sich um und rief Eva zu sich, die für Hannah spielen sollte.

Die Mädchen sahen angestrengt auf den Boden. Sie hatten es bisher noch nicht erlebt, dass jemand so respektlos mit ihrer Trainerin sprach.

Hannah zog schweigend eine lange Trainingshose an. Dann setzte sie sich auf die Trainerbank. »Okay, Mädels, jetzt erzählt mir in Ruhe, was los ist.«

»Tut uns leid, dass du wegen uns aus der ersten Elf rausgeflogen bist.« Imke sah ihre Trainerin zerknirscht an.

Hannah lächelte. »Das ist doch nicht eure Schuld.« Sie strahlte trotz allem Ruhe und Gelassenheit aus. »Also, was ist passiert?«

»Uns ist Geld gestohlen worden«, sagte Dani. 

»Was?! Wo?«

»Aus der Kabine. Wir haben es eben festgestellt.« 

Hannah verschränkte die Arme vor der Brust. »Seid ihr euch sicher?«

»Ja«, riefen die Mädchen aufgeregt. 

Die Trainerin schüttelte den Kopf. 

»Das kann doch nicht wahr sein. Den Schlüssel hatte ich während des gesamten Spiels in meiner Tasche.«

Einige Spielerinnen der Frauenmannschaft trabten auf Hannah zu.

»Was ist los?«, fragte Julia, die stämmige Abwehrchefin. »Bist du verletzt?«

Hannah schüttelte den Kopf. »Norbert hat es sich anders überlegt und will mich erst draußen lassen.«

 »Sag nicht, er hat dich auf die Ersatzbank gesetzt.«

»Doch«, mischte sich Imke empört ein. »Norbert hat Hannah angeschnauzt, weil sie mit uns geredet hat. Dann war sie draußen!«

»Ist der verrückt? Will der nicht gewinnen?«, rief Lisa. »Wir brauchen dringend drei Punkte im Abstiegskampf!«

»Wir mussten ihr erzählen, dass uns Geld aus der Kabine geklaut worden ist«, meinte Dani.

»Was?«, riefen die Frauen aufgeregt.

Lautstark rief Norbert seine Spielerinnen zusammen. Man sah ihm an, dass er kurz davor war zu explodieren.

»Wir reden nach dem Spiel darüber«, sagte Hannah zu den Mädchen und erhob sich von der Bank.